Was ist der Unterschied zwischen Coaching und Psychotherapie?

Coaching und Psychotherapie sind von ihrem Ansatz und ihrem Konzept her so unterschiedlich, dass sie grundsätzlich voneinander getrennt werden müssen. Ein Coach kann und darf – juristisch gesehen – nicht therapieren und ein Psychotherapeut darf die Psychotherapie nicht zum Coachen missbrauchen.
Im Folgenden stelle ich hier – ohne wissenschaftlichen Anspruch – die aus meiner Sicht wesentlichen Unterschiede heraus.
Der wesentlichste Unterschied ergibt sich aus dem Begriff selbst: ‘Therapie’ bzw. ‘Psychotherapie’ ist auf Heilung ausgerichtet. Das setzt ein ‘nicht-heil-sein’ oder ein ‘sich-nicht-heil-fühlen’ voraus. Dies unterscheidet auch den Psychologen vom Psychotherapeuten. Nur Letzterer darf zum Zwecke des Heilens tätig werden.
‘Nicht-heil-sein’ ist insoweit ein Zustand, in dem der Patient aus Sicht eines vernünftigen Dritten nicht in der Lage ist, sich bzw. sein Leben selbstverantwortlich zu steuern. Das ‘sich-nicht-heil-fühlen’ beschreibt eine subjektive Dimension dahinter, die sich im Leidensdruck niederschlägt.
Coaching dagegen zielt auf die Verbesserung eines Zustandes oder einer Eigenart, der/die für den Betroffenen eben nicht als ein ‘nicht-heil-sein’, sondern eher als ein ‘nicht-gut-genug-sein’ bzw. ein ‘sich-nicht-gut-genug-fühlen’ empfunden wird. Der Klient ärgert sich vielleicht über eine Thematik, aber er ist insgesamt sehr wohl in verantwortlicher Art und Weise lebensfähig.
Ursprünglich kam das Coaching aus dem beruflichen Umfeld von Managern, die sich in bestimmten Bereichen ihres Berufslebens weiter verbessern wollten. Mittlerweile hat sich das Coaching aber auf quasi jeden Lebensbereich ausgeweitet, was die Vielzahl der angebotenen Coachings deutlich macht (vgl. z.B. die im Internet angebotenen ‘Life-Coachings’ oder ‘Beziehungscoachings’).
Tatsächlich können wir die Unterschiede aber gerade an den Zusammenhängen des Wortes ‘Therapie’ festmachen, die jeweils gerade nicht für Coaching gelten. Dazu insbesondere:
Der Psychotherapeut untersucht – wie ein Arzt – seinen Patienten auf eine bestimmt definierte Krankheit (Diagnose).
Der Coach erstellt keine Diagnose, sondern erarbeitet mit dem Klienten gemeinsam die Ziele für das Coaching.
Der Therapeut bedient sich dazu einer Reihe von Katalogbezeichnungen, die voneinander abzugrenzen große Expertise erfordert. So ist dann jemand z.B. neurotisch, depressiv, narzisstisch usw.
Der Coach, selbst vorausgesetzt er hat die Fachexpertise dazu, vermeidet psychologische Zuschreibungen, da diese stigmatisierend wirken können und damit oft nicht oder nur bedingt zielführend sind.
Die Psychotherapie zielt auf ‘heilen’ ab, d.h. der Patient soll grundsätzlich in die Lage versetzt werden, sein Leben selbst verantwortlich zu regeln. Der Erfolg wird vom Therapeuten und anhand des subjektiven Leidensdrucks des Patienten beurteilt.
Das Coaching zielt darauf ab, den Klienten auf den mit ihm vereinbarten Gebieten besser werden zu lassen. Hier wird der Erfolg vom Klienten beurteilt, der dies an seinem subjektiven Empfinden als auch an seinen verbesserten Ergebnissen bestimmter Aktivitäten festmacht.
Die Psychotherapie arbeitet zumeist ursachenfokussiert, das heißt, es werden in der Biografie des Patienten die Gründe gesucht, die zu einem ‘nicht-heil-sein’ oder ‘sich-nicht-heil-fühlen’ geführt haben (könnten).
Das Coaching arbeitet eher ergebnisorientiert, das heißt, oft ohne gerade nach den Ursachen zu forschen, wird nach den Möglichkeiten einer verbesserten Zukunft gesucht.
Der Psychotherapeut ist wie der ‘Arzt’, der die Kompetenz hat, zu entscheiden, welche Therapie für seinen Patienten die Richtige ist.
Der Coach stimmt seine Aktivitäten und Methoden mit dem Klienten ab, der oft allein selbst am besten weiß, was für ihn gut ist oder worauf er sich einlassen will.
Der Psychotherapeut sieht das ‘nicht-heil-sein’ als eine Krankheit an sich, an der es zu arbeiten, die es zu behandeln gilt. Das Umfeld des Patienten wird nur ausnahmsweise (insb. bei der Systemischen Therapie) berücksichtigt. Deshalb kann/darf der Therapeut auch keine (Handlungs-) Ratschläge geben.
Der Coach kennt idealerweise das Lebens- bzw. Berufsumfeld des Klienten aus eigener Erfahrung und kann somit als Sparringspartner des Klienten fungieren und bei Bedarf auch Ratschläge geben bzw. erforderliches Expertenwissen vermitteln.
Der Psychotherapeut wählt seine Werkzeuge zur Einwirkung auf den Patienten (Intervention) danach aus, wie er im Rahmen eines definierten Konzeptes (psychologischer Ansatz oder Therapieschule) am besten eine bestimmte Heilung bewirken kann.
Der Coach wendet großenteils die gleichen Werkzeuge, deren Wirkweise er dem Klienten erklärt bzw. erklären kann, an, hier allerdings um die vom Klienten gewünschten Ziele zu erreichen.
Der Psychotherapeut wird sich in der Therapie grundsätzlich möglichst wenig als eigenständige Person zu erkennen geben. Das gilt z.B. ausdrücklich als eine Wirksamkeitsvoraussetzung der Psychoanalyse als besondere Form einer psychologischen Behandlung.
Der Coach zielt darauf ab, mit dem Klienten auf Augenhöhe zu sein, dazu bringt er sich als Person in die Coachingbeziehung ausdrücklich ein.
Die Psychotherapie wird von dazu langjährig ausgebildeten Therapeuten durchgeführt, die dafür einer speziellen Zulassung bedürfen.
Das Coaching bedarf keiner Zulassung; die Kompetenzen des Coaches ergeben sich aus z.B. Ausbildung, Lebenserfahrung, Methodenexpertise, Empathie [mehr dazu finden Sie hier].
Die Psychotherapie ist typischerweise ein längerfristiger Prozess und wird meistens in vielen Sitzungen mit kurzen, regelmäßigen Zeitabständen durchgeführt.
Das Coaching ist ein eher kurz- bis mittelfristiger Prozess, bei dem die Dauer und Frequenz der Sitzungen zwischen Klient und Coach festgelegt werden. So können in einem Fall ein oder zwei Sitzungen ausreichen bzw. typischerweise sollten nach spätestens 6 Monaten die vereinbarten Ziele erreicht werden.
Die Psychotherapie kann unter bestimmten Umständen von der Krankenkasse bezahlt werden.
Wo Coaching in einem beruflichen Kontext steht, wird nicht selten das Coaching vom Arbeitgeber bezahlt.
Axel W. Möller
Senior Executive Coach
Im Folgenden stelle ich hier – ohne wissenschaftlichen Anspruch – die aus meiner Sicht wesentlichen Unterschiede heraus.
Der wesentlichste Unterschied ergibt sich aus dem Begriff selbst: ‘Therapie’ bzw. ‘Psychotherapie’ ist auf Heilung ausgerichtet. Das setzt ein ‘nicht-heil-sein’ oder ein ‘sich-nicht-heil-fühlen’ voraus. Dies unterscheidet auch den Psychologen vom Psychotherapeuten. Nur Letzterer darf zum Zwecke des Heilens tätig werden.
‘Nicht-heil-sein’ ist insoweit ein Zustand, in dem der Patient aus Sicht eines vernünftigen Dritten nicht in der Lage ist, sich bzw. sein Leben selbstverantwortlich zu steuern. Das ‘sich-nicht-heil-fühlen’ beschreibt eine subjektive Dimension dahinter, die sich im Leidensdruck niederschlägt.
Coaching dagegen zielt auf die Verbesserung eines Zustandes oder einer Eigenart, der/die für den Betroffenen eben nicht als ein ‘nicht-heil-sein’, sondern eher als ein ‘nicht-gut-genug-sein’ bzw. ein ‘sich-nicht-gut-genug-fühlen’ empfunden wird. Der Klient ärgert sich vielleicht über eine Thematik, aber er ist insgesamt sehr wohl in verantwortlicher Art und Weise lebensfähig.
Ursprünglich kam das Coaching aus dem beruflichen Umfeld von Managern, die sich in bestimmten Bereichen ihres Berufslebens weiter verbessern wollten. Mittlerweile hat sich das Coaching aber auf quasi jeden Lebensbereich ausgeweitet, was die Vielzahl der angebotenen Coachings deutlich macht (vgl. z.B. die im Internet angebotenen ‘Life-Coachings’ oder ‘Beziehungscoachings’).
Tatsächlich können wir die Unterschiede aber gerade an den Zusammenhängen des Wortes ‘Therapie’ festmachen, die jeweils gerade nicht für Coaching gelten. Dazu insbesondere:
Der Psychotherapeut untersucht – wie ein Arzt – seinen Patienten auf eine bestimmt definierte Krankheit (Diagnose).
Der Coach erstellt keine Diagnose, sondern erarbeitet mit dem Klienten gemeinsam die Ziele für das Coaching.
Der Therapeut bedient sich dazu einer Reihe von Katalogbezeichnungen, die voneinander abzugrenzen große Expertise erfordert. So ist dann jemand z.B. neurotisch, depressiv, narzisstisch usw.
Der Coach, selbst vorausgesetzt er hat die Fachexpertise dazu, vermeidet psychologische Zuschreibungen, da diese stigmatisierend wirken können und damit oft nicht oder nur bedingt zielführend sind.
Die Psychotherapie zielt auf ‘heilen’ ab, d.h. der Patient soll grundsätzlich in die Lage versetzt werden, sein Leben selbst verantwortlich zu regeln. Der Erfolg wird vom Therapeuten und anhand des subjektiven Leidensdrucks des Patienten beurteilt.
Das Coaching zielt darauf ab, den Klienten auf den mit ihm vereinbarten Gebieten besser werden zu lassen. Hier wird der Erfolg vom Klienten beurteilt, der dies an seinem subjektiven Empfinden als auch an seinen verbesserten Ergebnissen bestimmter Aktivitäten festmacht.
Die Psychotherapie arbeitet zumeist ursachenfokussiert, das heißt, es werden in der Biografie des Patienten die Gründe gesucht, die zu einem ‘nicht-heil-sein’ oder ‘sich-nicht-heil-fühlen’ geführt haben (könnten).
Das Coaching arbeitet eher ergebnisorientiert, das heißt, oft ohne gerade nach den Ursachen zu forschen, wird nach den Möglichkeiten einer verbesserten Zukunft gesucht.
Der Psychotherapeut ist wie der ‘Arzt’, der die Kompetenz hat, zu entscheiden, welche Therapie für seinen Patienten die Richtige ist.
Der Coach stimmt seine Aktivitäten und Methoden mit dem Klienten ab, der oft allein selbst am besten weiß, was für ihn gut ist oder worauf er sich einlassen will.
Der Psychotherapeut sieht das ‘nicht-heil-sein’ als eine Krankheit an sich, an der es zu arbeiten, die es zu behandeln gilt. Das Umfeld des Patienten wird nur ausnahmsweise (insb. bei der Systemischen Therapie) berücksichtigt. Deshalb kann/darf der Therapeut auch keine (Handlungs-) Ratschläge geben.
Der Coach kennt idealerweise das Lebens- bzw. Berufsumfeld des Klienten aus eigener Erfahrung und kann somit als Sparringspartner des Klienten fungieren und bei Bedarf auch Ratschläge geben bzw. erforderliches Expertenwissen vermitteln.
Der Psychotherapeut wählt seine Werkzeuge zur Einwirkung auf den Patienten (Intervention) danach aus, wie er im Rahmen eines definierten Konzeptes (psychologischer Ansatz oder Therapieschule) am besten eine bestimmte Heilung bewirken kann.
Der Coach wendet großenteils die gleichen Werkzeuge, deren Wirkweise er dem Klienten erklärt bzw. erklären kann, an, hier allerdings um die vom Klienten gewünschten Ziele zu erreichen.
Der Psychotherapeut wird sich in der Therapie grundsätzlich möglichst wenig als eigenständige Person zu erkennen geben. Das gilt z.B. ausdrücklich als eine Wirksamkeitsvoraussetzung der Psychoanalyse als besondere Form einer psychologischen Behandlung.
Der Coach zielt darauf ab, mit dem Klienten auf Augenhöhe zu sein, dazu bringt er sich als Person in die Coachingbeziehung ausdrücklich ein.
Die Psychotherapie wird von dazu langjährig ausgebildeten Therapeuten durchgeführt, die dafür einer speziellen Zulassung bedürfen.
Das Coaching bedarf keiner Zulassung; die Kompetenzen des Coaches ergeben sich aus z.B. Ausbildung, Lebenserfahrung, Methodenexpertise, Empathie [mehr dazu finden Sie hier].
Die Psychotherapie ist typischerweise ein längerfristiger Prozess und wird meistens in vielen Sitzungen mit kurzen, regelmäßigen Zeitabständen durchgeführt.
Das Coaching ist ein eher kurz- bis mittelfristiger Prozess, bei dem die Dauer und Frequenz der Sitzungen zwischen Klient und Coach festgelegt werden. So können in einem Fall ein oder zwei Sitzungen ausreichen bzw. typischerweise sollten nach spätestens 6 Monaten die vereinbarten Ziele erreicht werden.
Die Psychotherapie kann unter bestimmten Umständen von der Krankenkasse bezahlt werden.
Wo Coaching in einem beruflichen Kontext steht, wird nicht selten das Coaching vom Arbeitgeber bezahlt.
Axel W. Möller
Senior Executive Coach